Bei der Landschaftsfotografie geht es darum, den Betrachter auf eine Reise durch einzigartige Szenerien zu entführen. Es geht darum, genau hinzuschauen und echtes Staunen zu erleben. Und es geht darum, die Welt im besten Licht einzufangen. Die Erfolgsfaktoren der Land­schafts­fotografie sind harte Arbeit und Hingabe. Gehen Sie raus, fotografieren Sie immer wieder und probieren Sie diese zehn Ideen aus. So bekommen Sie nicht nur tolle Bilder, sondern können die Natur in ihren besten Momenten erleben.

 

Landschaftsfotografie lernen – 10 wichtige Tipps

1. Licht ist alles

Das beste Motiv taugt nur wenig, wenn das Licht nicht stimmt

Wahrscheinlich wissen Sie bereits, dass gutes Licht einer der wichtigsten Faktoren in der Landschaftsfotografie ist. Es ist aber gleichzeitig sehr schwierig, dieses Konzept komplett zu verinnerlichen. Licht ist alles, dies veranschaulicht auch die Aufnahme oben! Auf die Frage, ob man eine tolle Location bei schlechtem Licht oder eine langweilige Location bei gutem Licht fotografieren will, ist die Antwort klar: die langweilige Location bei gutem Licht! Es ist einfach das wichtigste Element jeder Fotografie. Das Erkennen von gutem Licht wird Ihrer eigenen Fotografie mehr bringen, als Sie vielleicht denken. Im Kern geht es oft darum, am frühen Morgen oder am späten Abend loszuziehen. Seien Sie immer vor Ort, bevor die Sonne aufgegangen oder untergegangen ist. Wenn Sie es zeitlich einrichten können, um diese Uhrzeit draußen zu sein, werden Sie schnell merken, wie sich allein dadurch die Qualität Ihrer Bilder verbessert. Es ist zudem außer­ordentlich wichtig, die unterschied­lichen Eigenarten von Licht zu erkennen und zu wissen, wann sich welches Licht für welches Motiv am besten nutzen lässt.

2. Schlechte Bedingungen

Blauer Himmel ist langweilig, setzen Sie lieber auf Tage mit dramatischer Bewölkung

Die Suche nach dem perfekten Licht und die Idee, bei schlechtem Wetter zu foto­grafieren, widersprechen sich keineswegs. Im Gegenteil: Während die meisten denken, ein Tag mit blauem Himmel sei ideal, denken Fotografen oft ganz anders. Okay, tage­langer Dauerregen und komplett bedeckter Himmel sind noch schlimmer, aber diese klaren Schön­wetter-Tage sind kaum besser. Ideale Bedingungen existieren irgend­wo da­zwischen, zum Beispiel, wenn ein Sturm auf- oder abzieht oder wenn am Himmel viele Wolken und etwas Blau zu sehen sind. Bei schlechtem Wetter sollte es Sie nach draußen ziehen. Selbst in unspektakulärer Umgebung gelingen bei miesem Wetter tolle Bilder.

3. Bewusstes Sehen

Achten Sie vorm Auslösen ganz genau auf die gesamte Szenerie

Einer der wichtigsten Faktoren ist bewusstes Sehen. Nur wenn Sie sich eines jeden Aspekts Ihres Bildes bewusst sind, gelingt die Auf­nahme. Trainieren Sie sich darin, all die Dinge zu sehen, die das Gehirn normaler­weise herausfiltert. Die meisten Elemente einer Szenerie nehmen wir nicht mehr bewusst wahr, und nur die wichtigsten Informationen gelangen in unser Bewusst­sein. Die Kamera hingegen zeigt dem Betrachter alles. Wir müssen uns also nicht nur der Elemente im Bild bewusst sein, sondern auch ein Gefühl für die Wirkung des gesamten Bildes entwickeln, um in der Landschaftsfotografie voran zu kommen. Wollen wir zum Beispiel eine harte, ungemütliche oder eine warme, angenehme Atmosphäre transportieren? Wenn wir bewusst arbeiten, können wir all dies berücksichtigen. Das Resultat wird dabei stärker sein. Trainieren Sie Ihr Gehirn darauf, wirklich alle Elemente einer Szenerie bewusst zu sehen. Das betrifft die physischen Elemente, aber auch die Wirkung und Bedeutung dieser Elemente auf den Betrachter.

4. Fotografieren wie ein Maler

Sie entscheiden, wie die Landschaft aussieht

Stellen Sie sich einmal einen Nach­wuchs­fotografen vor, der an einer schönen Location anhält, um ein Foto zu machen. Wahr­scheinlich denkt dieser, wie schön die Landschaft doch aussieht oder welche Kameraeinstellungen zu tätigen sind. Die meisten werden eher nicht an die ganzen Details denken, die ein gutes Bild ausmachen oder an die Lichtbedingungen.

Nun stellen Sie sich bitte einen Maler vor. Selbst ein Anfänger beginnt mit bewussten Entscheidungen. Was wird auf dem Bild zu sehen sein? Wo werden Elemente platziert? Wie soll das Licht wirken? Alles, was auf der Leinwand landet, wird vorab durchdacht. Foto­grafen sollten wie Maler denken. Im Grunde malen wir ja auch. Wo wir den Auslöser drücken und zu welcher Tages­zeit vervollständigt das Gemälde nur. Soll das Bild wirklich so aussehen? Wäre ein anderer Blickwinkel oder anderes Licht nicht besser?

5. Hinten anfangen

Finden Sie einen Hintergrund, fügen Sie dann den Rest hinzu

Oft sind es die einfachsten Ideen, die am meisten helfen. Eine solche besteht darin, in Hinter- und Vordergrund zu denken. 

Die Idee ist einfach: Finden Sie zuerst einen tollen Hintergrund. Suchen Sie dann einen dazu passenden Vordergrund. Ein guter Hinter­grund bietet einen Bezugspunkt und eine gewisse Dramatik. Haben Sie Ihren Hinter­grund gefunden, schauen Sie nach einem Vorder­grund, der dazu passt. Im Vordergrund sollten interessante Elemente zu sehen sein, und er sollte das Auge in die Szenerie hineinlenken. Blumen, Teiche, Flussläufe, alte Gebäude, Zäune oder Felsen eignen sich dafür. 

Obwohl diese Idee so einfach ist, hilft sie bei der Motivsuche und bei der Komposition enorm. 

Die Art und Weise, wie die beiden Hauptelemente  im Ausschnitt arrangiert werden, bestimmt darüber, wie gut das Bild auf den Betrachter wirkt, und beeinflusst die Blickbewegung, die Klarheit, die Balance und den Fokuspunkt.

6. Bewegung erzeugen

Benutzen Sie Führungslinien

Das Maß an Augenbewegungen durch ein Bild kann als ein wichtiger Indikator dafür betrachtet werden, wie gelungen und interessant ein Bild ist. Ein Bild mit viel Bewegung fesselt die Aufmerksamkeit des Betrachters und lässt ihn das Bild länger betrachten – so bleibt es auch besser in Erinnerung.

Ein tolle Methode, um diese Bewegung zu erzeugen, besteht in der Verwendung von Führungslinien. Diese leiten den Blick in das Bild hinein und führen ihn durch das gesamte Motiv. Sie lassen sich auch gut dazu nutzen, um den Blick von einem auf ein anderes Element zu lenken. Sie können dazu zum Beispiel nach Pfaden, Baumreihen, Flüssen, Kanälen oder auch nach Linien an Gebäuden (wie etwa vertikale oder horizontale Fensterreihen) Ausschau halten. Aber selbst Farbänderungen innerhalb eines einzelnen Objekts können solche Führungs­linien bilden.

Bewegung können Sie auch durch die Art der Anordnung der Bildelemente erzeugen. Der leere Raum zwischen den zwei (oder drei) Hauptelementen einer Szenerie beeinflusst die Weise, in der das Auge des Betrachters sich durch das Bild bewegt. Liegen die Elemente dicht beieinander, entweder neben- oder übereinander, gibt es wenig Bewegung, weil der Betrachter sie gleichzeitig anschauen kann. Liegen sie an gegenüberliegenden Seiten des Bildes, muss das Auge den ganzen Weg durch das Bild hindurch wandern, um zum zweiten Element zu gelangen. So entsteht Bewegung, und das Bild wirkt auf den Betrachter interessanter. 

7. Einfach ist besser

Packen Sie den Bildausschnitt nicht zu voll, sorgen Sie für Klarheit

Einfachheit ist einer der wichtigsten Aspekte für gute Gestaltung, unab­hängig vom Medium, und sie ist gleichzeitig in der Fotografie sehr schwierig zu erreichen. Versuchen Sie, Ihre Bilder so klar und einfach wie möglich zu halten, denn ein einfaches Bild ist meistens auch ein starkes Bild.

Ein auf­geräumter Ausschnitt erlaubt dann weitere Ideen und Ansätze, die wir in diesem Artikel noch anreißen werden. Sie sollten darauf hinarbeiten, nicht mehr als zwei bis drei Hauptelemente zu zeigen. Bei mehr als drei Elementen besteht die Gefahr, dass das Bild zu unruhig wirkt. 

Einfachheit ist ein sehr wichtiger Bestandteil des bewussten Sehens. Es geht darum, eine Szenerie sehr genau zu betrachten und zu versuchen, wirklich nur die Elemente zu finden, die Sie brauchen, und nicht die, die Sie weglassen sollten. Bewegen Sie sich, und probieren Sie, aus welchen Perspektiven mehr oder weniger Elemente im gewünschten Bildausschnitt zu sehen sind.

Wenn wir nun die Idee der Einfachheit mit dem schon beschriebenen Konzept von Vorder- und Hintergrund kombinieren, wird klarer,  wonach ich Ausschau halte, wenn ich draußen unterwegs bin. Finden Sie zunächst den perfekten Hintergrund, dann den Vordergrund, und suchen Sie anschließend nach einem Blickwinkel, der nur zwei bis drei Hauptelemente mit einschließt.

8. Worum geht es in Ihrem Bild? 

Sorgen Sie für den Sinn Ihrer Aufnahme

Welchen Zweck hat das Bild? Worum geht es? Was will der Fotograf sagen? Diese Fragen sind enorm wichtig, und Sie sollten sie sich bei jeder Aufnahme stellen. Sorgen Sie für einen Bezugspunkt, sowohl inhaltlich (Was soll das Bild bewirken?) als auch formal (Hat das Bild einen guten Fokus­punkt für das Auge?). Ein Betrach­ter sollte sofort erkennen, warum ein Foto aufgenommen wurde. Wenn Sie sich dabei selbst nicht sicher sind, hat auch kein Betrach­ter einen Grund, das Bild anzu­schauen. Auch dieser Ansatz bezieht sich wieder auf das be­wusste Sehen. Ein Bild braucht einen Sinn. Auch das Konzept der Einfachheit spielt hier eine Rolle. Wenn wir den Bildausschnitt klar und aufgeräumt halten, benötigen wir einen starken Fokuspunkt, der die Aufmerksam­keit des Betrachters erregt. Es ist diese Kombination aus Einfachheit und interessantem Detail, die ein Bild funktionieren lässt. Hier kommt Negativraum ins Spiel. Dabei handelt es sich im Grunde um leere Bereiche rund um das Hauptelement. So bekommt das Auge einen Ruhepunkt. Obwohl das Hauptelement im Bild am wichtigsten ist, führt erst dessen Kombination mit sauberem, klaren und unaufgeregtem Negativraum zu einer tollen Wirkung.

9. Finden Sie Balance

Achten Sie auf das Gleichgewicht Ihrer Bildelemente

Wenn Sie Ihr Hauptmotiv samt Fokuspunkten und genügend negativem Raum gefunden haben, geht es im nächsten Schritt um die Balance. 

Hierbei achten wir darauf, wie das visuelle Gewicht von Elementen im Bild mit ihrer jeweiligen Umgebung harmoniert. Im Klartext bedeutet das, dass Sie überlegen müssen, wie stark ein Element die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ein leuchtend gelber Vogel in einem dunkelvioletten Busch hat beispielsweise aufgrund des Farbkontrasts ein hohes visuelles Gewicht. Ein Vulkanausbruch am frühen Morgen hat auch ein hohes visuelles Gewicht, das den Blick des Betrachters unweigerlich auf sich zieht. Auch Bereiche mit extremen Tonwertkontrasten (etwa mit weißen und schwarzen Tonwerten nah beieinander) ziehen den Blick an.

Beim Ansatz der Balance geht es darum, dass Sie lernen, genau darauf zu achten, wie viel Gewicht jedes Hauptelement hat, und das Bild entsprechend auszubalancieren. So kann in der Praxis ein kleiner gelber Vogel ein ausreichendes Gleichgewicht zu einer riesigen dunklen Scheune am gegenüberlie­genden Bildrand erzeugen. Obwohl der Vogel viel kleiner ist als das Gebäude, bekommt er aufgrund seiner Farbe das gleiche (oder gar ein höheres) visuelle Gewicht.

10. Bildbearbeitung in der Landschaftsfotografie 

Perfektionieren Sie Ihre Aufnahmen in der Nachbearbeitung

Das Fotografieren bei tollem Licht, eine gute Komposition und das beste Equipment tragen alle ihren Teil zu gelungenen Fotos bei. Wenn Sie Ihre Bilder aber nicht richtig nachbear­beiten, war alles umsonst. Nachbearbei­tung ist die zweite Hälfte der Fotografie. Sie sollte genutzt werden, um die Bildwir­kung zu unter­streichen. Bildbearbeitung ist nicht optional: Sie ist genauso wichtig wie das Fotografieren selbst und bedarf ebenso viel Bewusstheit und Kreativität.

Seit dem Aufkommen der digitalen Fotografie gehört die Nachbearbeitung dazu. Der legendäre amerikanische Landschaftsfotograf Ansel Adams hatte einen fantastischen Blick für die Komposition und verstand das Konzept von gutem Licht umfassend. Aber wirklich berühmt wurde er durch seine Fähigkeiten in der Bildentwicklung. Er verbrachte Stunden in der Dunkelkammer, um seine Abzüge zu perfektionieren.

Das Ziel der Nachbearbeitung liegt darin, jeden Teil der Szenerie möglichst ansprechend und natürlich darzustellen. Lenken Sie das Auge durch das Bild, arbeiten Sie bewusst. Eine gute Nach­bearbeitung veredelt Ihre Aufnahmen.